Louisa I. – Weinkönigin auf Abschiedstour

Louisa Kress ist bestimmt keine gewöhnliche Weinkönigin. Ein Jahr lang repräsentierte die 28-jährige den Trierer Wein und fand dabei schnell einen ganz persönlichen Stil. Sie wollte nicht nur ein gutaussehendes Aushängeschild sein, sondern als selbstbewusste und eloquente Botschafterin die Region und deren Weine repräsentieren. Im kommenden August endet ihre Amtszeit beim traditionellen Krönungsabend der neuen Trierer Weinkönigin auf dem Weinfest in Olewig. Auf ihre eigene Krönung blickt sie heute immer noch bewegt zurück.

„Dieser Abend gehört sicherlich zu den absoluten Highlights meiner Amtszeit“, strahlt Louisa. „Meine Familie war vor Ort, dazu viele Trierer und Olewiger, die natürlich wissen wollten, wer dieses traditionsreiche Amt in diesem Jahr übernehmen wird, zum immerhin schon 72. Mal. Und einige dürften schon etwas überrascht gewesen sein, eine singende Weinkönigin haben sie vielleicht nicht erwartet.“

Ein weiterer Höhepunkt von Louisas Amtszeit war der Auftritt beim Weinfest in der Olewiger Partnerstadt Barr im Elsass. Die Städtefreundschaft besteht seit den 60er-Jahren und wird immer noch gepflegt. „Es ist das älteste Weinfest im Elsass und ich wurde dort wahrhaft königlich empfangen“, ist Louisa immer noch begeistert. „Ich wohnte in einem schlossartigen Hotel, bei der Festparade saß ich in einer Kutsche, vor mir lief ein Trupp Dudelsackspieler und ich wurde von den Besuchern am Straßenrand mit Blumen beworfen. Es war absolut surreal, verrückt, aber auch sehr schön.“

Louisa ist Lehrerin für Mathematik und Religion an einer Trierer Mädchenschule und vor allem die jüngeren Schülerinnen hatten wohl ähnliche Vorstellungen vom Amt einer Weinkönigin wie beim Empfang in Barr. „Krone, ein schönes Kleid, viele hatten da schon die Assoziation von Elsa aus Disneys Eiskönigin. Aber eigentlich war es mein Ziel, das Amt so auszuführen, dass es eben nicht allein auf Äußerlichkeiten reduziert wird, weg vom Prinzessinnen Image. Und so wie ich es interpretiert habe, passt es auch gut zur Pädagogik. Wir haben viel darüber gesprochen, über Wein als Kulturgut, bewussten Konsum, die Wertschätzung gegenüber dem Produkt. Trotzdem war es immer etwas komisch, bei Veranstaltungen meinen Schülerinnen zu begegnen.“

Louisa stammt aus einer Familie, in der Wein und Weinbau durchaus eine Rolle spielten. „Meine Großeltern haben lange Weinbau in Temmels betrieben. Gerade zur Lese war das ein richtiges Familienprojekt und ich habe noch viele gute Erinnerungen daran. Wir fahren auch selten ohne einen kleinen Vorrat Moselwein in Urlaub, man weiß ja nie!“

 

Den eigenen Blick auf den Wein und die Region, in der er wächst, hat das Amt aber durchaus verändert, wie Louisa zugibt. „Das Jahr war sehr intensiv mit unfassbar vielen neuen Eindrücken. Gerade wenn man sich als Repräsentantin einer Region in anderen Gebieten oder sogar im Ausland bewegt, wird einem die Bedeutung des Moselweins noch einmal ganz anders bewusst. Man hat auf einmal eine große Verantwortung, denn Wein ist ja auch ein Wirtschaftsfaktor. In den letzten Jahren haben sich die Aufgaben der Weinköniginnen stark verändert. Schaut man sich einmal die Verpflichtungen der deutschen Weinkönigin an, dann sind es weniger die traditionellen Feste, sondern internationale Messen und Events, die im Terminkalender stehen. Viele der Frauen sind selbst in Weingütern aktiv, sind oft Jungunternehmerinnen mit viel fachlicher Kompetenz, auf die bei der Auswahl auch immer mehr Wert gelegt wird. Die Rolle der Weinkönigin ist definitiv im Wandel und ich finde sehr gut, dass bei aller Tradition ein zeitgemäßer, moderner Weg gegangen wird. Da gibt es bei den Ortsweinköniginnen manchmal noch etwas Nachholbedarf, man sollte ihnen viel mehr zutrauen.“

Schon bei ihrer Krönungsrede betonte Louisa, dass der beste Wein der sei, den man teile. „Wein bringt Menschen zusammen, ins Gespräch und wir können wirklich stolz sein, hier in einer ganz besonderen Weinregion zu leben. Ich durfte kürzlich auch bei der Saisoneröffnung des Weinstands auf dem Hauptmarkt dabei sein. Ich finde es fantastisch, wie der sich in den vergangenen Jahren entwickelt hat. Immer abwechselnd präsentieren sich die Weingüter aus der ganzen Region und geben so ein stimmiges Gesamtbild ab. Und der Stand hat sich zu einem echten Treffpunkt für alle entwickelt, aber vor allem für die Trierer selbst, die so auch den eigenen Wein noch einmal ganz neu kennenlernen können.“

Und was würde die scheidende Weinkönigin ihrer Nachfolgerin mit auf den Weg geben? „Ich würde mich freuen, wenn die eigene Persönlichkeit zum Ausdruck kommen würde. Viele Menschen haben eine klare Vorstellung davon, wie eine Weinkönigin zu sein hat, aber mir war es wichtig, eigene Akzente zu setzen und meinen ganz eigenen Stil zu finden. Ich würde mich freuen, wenn dies auch in der kommenden Amtszeit so sein würde. Aber am wichtigsten ist mir, ihr zu sagen, dass sie die Zeit genießen soll. Es ist eine Erfahrung, die nur ganz wenigen vergönnt ist und die wirklich prägend sein kann. Ich habe enorm viel lernen dürfen, über Wein, über das Leben in der Öffentlichkeit und am Ende auch über mich selbst. Und ich werde die kommenden Wochen noch einmal in vollen Zügen genießen, bevor ich die Krone dann auch gerne weitergebe.“